Der lachende Vogel II,IV

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Was dann geschah konnte der Prior auf dem Heimweg kaum sagen. Immer und immer wieder versuchte er sich zu erinnern. Alles verbarg sich ihm wie hinter einer Wand aus Nebel.

Nur vage sah er, wie versucht hatte, die Hand von Clara Mondragon zu fassen und sie diese aber sogleich zurückgezogen hatte. Eine Zeit des Schweigens war dem bis dahin intensiven Gespräch gefolgt. Er konnte, das, was sich in Sekundenbruchteilen ereignete nicht so recht einordnen. Er spürte, wie unerfahren er doch in zwischenmenschlichen und dazu persönlichen Dingen war. Kurzangebunden, musste er aufgestanden sein, ohne sich zu verabschieden.

Das Taxi kam nur langsam durch den Mittagsverkehr vorwärts. Es hielt an der nächsten Ampel an. Ein Straßenkünstler stellte sich sogleich in die Fahrbahnmitte. Er begann mit vier Bällen zu jonglieren.

Interessiert sah der Prior ihm zu. In einem Jugendlager hatte er vor vielen Jahren jonglieren gelernt.

Während er dem Jungen bei seinen Kunststücken zusah, kehrten seine Gedanken zurück zu dem Gespräch, dass noch keine halbe Stunde zurücklag. Er hatte sich zweifelsohne blamiert.

Wie konnte einem gestanden Mann dieser Fauxpas passieren. Er hatte, ohne dass es eigentlich einen Grund gab, einen Schrittfehler gemacht. Seine spontane Regung wäre schnell vergessen gewesen. Aber sein fast schon fluchtartiges Verlassen des Cafés hatte eine irritierte Clara Mondragon zurückgelassen.

Eigenartig berührt versuchte der Prior hinter den Schleier an Gedankenfetzen, die sich seiner bemächtigten zu schauen. Was er sah, war mehr als ungewohnt.

Der Prior sah sich im Spiegelbild des Taxis an. Unwillkürlich musste er schmunzeln. Aus dem Schmunzeln wurde ein breites Grinsen.

Erst gute zwei Stunden später erreichte das Taxi das Kloster. Der Prior war von der langen Fahrt erschöpft und beschloss, sich auf sein Zimmer zurückzuziehen.

Als er ihm Begriff war, den Kreuzgang in Richtung seines Zimmers zu verlassen, hüpfte der lachende Vogel ihm vor die Füße.

„Grüß Gott, mein Herr“, sagte dieser.

„Lass das“, entgegnete der Prior den Gruß barsch. Ihm war nicht danach, das Gespräch des Morgens fortzusetzen.

„Was ist los mit dir? Hattest du kein angenehmes Gespräch?“

Der Prior ging nicht auf die Frage ein. Er setzte seinen Weg fort und verschwand bald schon im Wohntrack der Mönche.

Während der nächsten halben Stunden fand er ausgestreckt, die Augen geschlossen auf seinem Bett liegend nicht die erhoffte Ruhe. Er beschl0ß in die Kapelle zu gehen. Dort würde er vielleicht etwas zu Ruhe kommen können.

Auf dem Weg zur Kapelle blieb er für einen Augenblick im Schatten der Kapelle stehen. Er rang sichtlich nach Atem.