Der lachende Vogel III,XIII

Logo Script_blog

„Glaubt an euch selbst!“

Diesen Satz sprach Johannes einige Abende später aus.

Der Satz schwebte eine ganze Zeit lang über den Köpfen der Kinder. Johannes wiederholte den Satz mehrfach.

Die Kinder sahen ihn in einer Mischung aus Verwunderung und Ergriffenheit an.

Lange wagte niemand von ihnen, das Schweigen zu durchbrechen.

Camila war die erste die etwas sagte.

„Ich verstehe nicht ganz, was du meinst Johannes. Hast du uns nicht immer wieder den Glauben an Gott nahegebracht. Wie und warum soll ich auf einmal an mich glauben.“

„Der Glaube an Gott, an die schöpferische Urkraft, die uns alle in Leben gerufen hat, die uns bis heute erhält und leben lässt, ist der Anfang. Gott ist es, der alles in Gang setzt. Ihm verdanken wir unser Leben. Und wenn wir dies wirklich spüren, dann spüren wir uns selbst. Wir spüren, wie wir Teil dieser Kraft sind. An sich glauben heißt darum, ich glaube daran, dass es etwas in mir gibt, was mein ganzes Leben bleiben wird. So etwas wie einen Kern, könnte man sagen. In unserem Leben kann sich Vieles verändern und ihr wisst, wovon ich spreche. Aber dieser Kern in euch, man könnte ihn auch ICH nennen, er bleibt.“

Juan nickte.

„Johannes, nachdem, was mir widerfahren ist, was die Guerilla unserer Familie angetan hat, habe ich mich manchmal gefragt, wie kann das Leben nur weitergehen. Eine Zeit lang habe ich mich wie ein Krüppel gefühlt. In mir war so ein Schmerz, so eine Traurigkeit und Trauer. Ich dachte, mich gäbe es gar nicht mehr. Ohne Familie könnte ich nicht sein. Im Laufe der Zeit hier habe ich mehr und mehr gespürt, dass mein Ich immer noch da ist. Es hat sich nur versteckt.“

„Ist es das, was du Johannes damit meinst, wenn du aufforderst an uns zu glauben?“

Die Augen von Fernando leuchteten, während er dies sagte.

„Ich könnte es nicht besser sagen… Nur dies noch, eine meiner Lieblingsstellen aus der Bibel: „Fürchte dich nicht! Ich habe dich ausgelöst, habe dich bei deinem Namen gerufen: zu bist mein.“ Dies sagt der Prophet Jesaja. Schöner kann uns Gott nicht sagen lassen, dass er uns, jeden einzelnen von uns, als Person kennt und liebt. An Gott glauben heißt darum, an sich zu glauben. Wir dürfen uns nicht nur sagen, dass es uns gibt. Wir dürfen uns auch sagen, dass wir so, wie wir sind gewollt sind. Egal, was das Leben aus uns macht, es gibt etwas, das bleibt, von allem unberührt. Es ist ein Stück Gottes in uns.“