„Wie nur kann die Seele Ruhe finden?“
Der lachende Vogel blieb wie gewohnt hartnäckig.
„Der Psalmbeter verweist hier ganz klar auf Gott. In ihm findet der Mensch letzten Halt und Frieden. Doch, es gibt sehr wohl trostlose Zeiten. Der Seelenfrieden bleibt letztlich ein fragiles Etwas, eine tägliche Herausforderung sozusagen.“
„Ist das nicht mühsam?“
„Nun ja, einfach ist es nicht. Denn die Routine des Alltags bringt uns allzu oft weg davon. Ganz geschweige denn, von Einbrüchen in unserem Leben, die erst einmal verkraftet und verarbeitet werden müssen. Jedes der Kinder hier weiß eine Geschichten davon zu erzählen.“
„Manchmal frage ich mich, warum ihr Menschen so wenig aus dem einmal Dagewesenen lernt. Ihr tretet immer wieder in das gleiche, wie sagt ihr noch…?“
„Fettnäpfchen.“
„Genau. Heißt denn nicht auch: Aus Schaden wird man klug?“
„Das Gegenteil scheint mir der Fall.“
„Gelegentlich habe ich den Eindruck, ihr seid bereit wider besseres Wissen einmal eingeschlagene Wege hartnäckig fortzusetzen. Dies dem inneren Frieden nicht gerade zuträglich.“
„Solange jedenfalls nicht, wie wir Menschen glauben, das Leben sei eine Art Meisterschaft, die es zu gewinnen gelte. Spiele müssen bis zum Ende gespielt werden. Vielleicht sollte man gelegentlich zumindest das Spielterrain wechseln. Man muss ja nicht, um im Bild zu bleiben, gleich die ganze Mannschaft austauschen.“
„Ich denke, ihr Menschen macht es euch einfach zu schwer. Sieh mich an, glaubst du, ich grüble wirklich darüber nach, auf welchem Baum ich Morgen sitzen werde. Die Möglichkeit, abwägen zu können, Für und Wider einer Sache ausloten und Dinge planen zu können, betrachte ich nicht nur als Segen. Ich halte sie bisweilen eher für einen Fluch.“
„Sehet die Vögel, sie säen und ernten nicht. Und der himmlische Vater nähret sie doch.“
„So ist es. Also warum sich Gedanken um ein Morgen machen. Ich weiß, dass das in eurer heute so komplexen Welt sehr schwer fällt. Und dennoch, wenn ihr die Möglichkeit als Möglichkeit zulasst, dann könnt ihr euer Haupt manchen Abend gelassener zur Ruhe betten. Nicht zu wissen, auf welchem Baum man am nächsten Tag sitzt, kann auch entlastend sein. Das ist nicht gedankenlos, denn du weißt auch wir ziehen mit den Jahreszeiten; mit der Witterung verändern wir unseren Standort.“
„Das könnte heißen, von euch zu lernen, sich auf die wenigen wirklichen Dinge des Lebens zu konzentrieren und den Rest dem Wetter zu überlassen.“
„Dem Wetter?!“
„Nun ja, im übertragenen Sinne. Es reicht doch wenn uns das Leben mit seinem Tageswetter herausfordert. Muss ich darum, aus dem Wetter des Tages gleich ein Jahres- oder gar Lebenswetter machen.“
„Du lernst schnell… Entschuldige, ich möchte nicht überheblich klingen. Es freut mich nur, wie du den Spielball aufgenommen hast.“
„Ist schon gut… ich habe dich schon verstanden. Wirklich… und ich glaube ich bin der Beantwortung der Frage nach dem Seelenfrieden etwas näher gekommen.“