Hannes schob den Schlüssel in das Schloss der Haustür. Einen Augenblick hielt er inne, sah sich unschlüssig um. Da war keiner, der sein Vorhaben begleitete. Keine neugierigen Nachbarn. Alles sah so aus wie immer. Um diese Zeit müsste Klara schon zu Hause sein. Was machte ihn eigentlich so sicher, dass sie überhaupt da war, fragte es sich. Schließlich hatte er sich kommentarlos, ohne weitere Hinweise und Zwischenmeldungen davongemacht.
Es fiel ihm schwer, den Schlüssel wie gewohnt einfach umzudrehen und einzutreten. Er zog ihn wieder aus dem Schloss, ließ seine Reisetasche im Eingangsbereich auf den Fliesen stehen und ging ums Haus. Durch ein Seitenfenster spähte er ins Haus und versuchte etwas zu erkennen. Die Küche schien unberührt, aufgeräumt, keine Kaffeetasse vom Morgen, kein Spül vom gestrigen Tag. Sein Magen begann zu rumoren. War dies ein Zeichen der Erleichterung, oder eher das einer beginnenden Anspannung? Vielleicht war es doch besser, seine Ankunft noch um einige Tage zu verschieben und vorerst bei einem Freund unterzukommen, sagte er sich.
Als Hannes auf die Terrasse trat, bedurfte es keines weiteren Blickes in das Wohnzimmer. Die Blumen und Pflanzen zeigten deutlich, dass sie seit geraumer Zeit kein Wasser mehr bekommen hatten.
Wenig später betrat Hannes das Haus. Ihm kam abgestandene Luft entgegen. Auf seinem Rundgang öffnete er die Fenster und schließlich die Terrassentür und ließ frische Luft herein.
Als er zur Anrichte trat, lag sein Zettel immer noch da. Zu diesem hatte sich ein Weiterer gesellt. Auf ihm stand: P.S. Ich auch – mache eine kleine Reise.
Hannes ging zur Spüle, drehte den Wasserhahn auf und ließ ein Glas mit Leitungswasser volllaufen. Er ließ sich auf dem Sofa mit Blick in den Garten zurücksinken.
Tage später kehrte Klara nach Hause zurück. Sie nahm gleich wahr, dass Hannes wieder da sein musste. Seine Schuhe standen an der Garderobe und eine seiner Jacken hing am Haken.
Auf der Spüle stapelten sich Teller und Tassen. ›Er ist schon länger wieder hier‹, dachte sie. Auf dem Küchentisch fand sie eine kurze Nachricht:
Ich bin beim Arzt. Die Untersuchungen dauern eine Weile. Bin gegen 12.00 Uhr wieder zurück. Bis Später. Hannes
Klara sah auf die Uhr. Es war hab zwölf. Damit hatte sie noch ausreichend Zeit, sich zu duschen und etwas Frisches anzuziehen.