Finca La Paz

kaffe

Von Bogotá aus waren alle Bemühungen, auf einer Kaffeefinca in der Kaffeeregion Qunidío anzuheuern, ohne Erfolg geblieben. Erst die Reise nach Montenegro, eine kleine Stadt in der Nähe von Armenia brachte schließlich doch noch den erhofften Einstieg als colector de café. Besser hätte es sich am Ende dann doch nicht entwickeln können. Ein kurzfristig möglichgewordenes Gespräch mit Octavio, dem Besitzer verschiedener Fincas und Kaffeemarke La Tata, besiegelte nicht nur die Möglichkeit, für die nächsten Tagen hier zu arbeiten, sondern bescherte mir gleichzeitig die unerwartete Unterkunft bei Juan Pablo, einem der Vorarbeiter, seiner Frau Joana und den, wenn ich richtig mitgezählt habe vier Kindern – nebst zwei Hunden, einigen Hühner und Kakerlaken, die wie niedliche Hautiere überall rumlaufen. Ich habe sogar ein Zimmer frei geräumt bekommen, mein eigenes Bad und bin wlanmäßig mit dem Rest der Welt verbunden.

So freue ich mich in den nächsten Tagen, einige meiner Eindrücke niederschreiben zu können. Morgen geht es früh zwischen fünf und sechs Uhr an die Arbeit. Es erwartet mich ein harter 12 Stundentag und als Lohn 500 Pesos, umgerechnet 15 Cent für ein Kilo. Am Tag sammelt der Durchschnitt der knapp 200 Mitarbeiter zwischen 100-100 Kilo. Was ich schon erfahren habe ist, dass hier nur die roten reifen Kaffeefrüchten gesammelt werden. Dafür wird das ganze Jahr über geerntet. Anders, so Don Octavio, geht es bei den „Brailianern“ zu, die alles sammeln und dann einen minder guten Kaffee produzieren. Zuletzt hat doch gar eine allseits bekannte amerikanische Kaffeemarke, die in weltweit gut vertreten ist, nur in Kolumbien verständlicherweise eher ein Schattendasein führt, guten kolumbianische Kaffe mit brasilianischem verschnitten. Als dies aufflog, kostete das weniger den Produzenten des Endprodukts den guten Ruf, als den Kolumbianern ihre bis dahin Weltmarkt führende Position.

Noch ein interessante Begebenheit. Die Finca, auf der ich wohne und voraussichtlich arbeiten werde, heißt La Paz. Kein Zufall, dass in diesen Tagen Präsident zurecht den Friedensnobelpreis erhalten hat, auch wenn dies knapp 60.000 Stimmen –  nur knapp über 36%  der Wahlbeteiligten  gaben ihre Stimme ab – mit einem NO quittiert hat und das Plebiszit damit scheitern ließ, so ist doch eines deutlich: Die einfachen Bauern, zu denen sich auch die vielen Kaffeesammler zählen, war mehrheitlich für ein SI, d.h. den in jahrelangen Verhandlungen mit der FARC erzielten Friedensvertrag.

Ich bin nun gespannt auf meinen ersten Tag – an einem geradezu friedlichen Ort!