Gegen Abend, als die Dämmerung anbrach und der Alte immer noch nicht aufgetaucht war, beschloss Aloisius, sind eine geschützte Stelle für die nächste Nacht zu suchen. Er war erstaunt, wie ruhig er den Umstand aufnahm, dass er vorerst ohne den Alten klarkommen musste.
Aloisius begann in der Umgebung reife Früchte und trockenes Holz zu sammeln, wobei er noch nicht wusste, wie er dieses zum Brennen bringen sollte. Am Hang hatte er einen Felsvorsprung ausgemacht. Unter diesem wollte er sein Nachtlager errichten. Er machte eine kleine Nische aus, die etwas Schutz gegen möglichen Regen zu geben versprach. Bedeutsamer schien es ihm zudem, auf irgendeine Weise ein Feuer zu entfachen. Das würde ihn wärmen und gleichzeitig wilde Tiere, von den er immer noch ausging, dass es sie gab und sie sich des Nachts über ihn hermachen konnten, abschrecken. Vor allem vertrocknetes Gras, das zu finden ihm keine Mühe bereitete sammelte in großen Mengen.
Aloisius versuchte, sich an seine Pfadfinderzeit zu erinnern. Wie war es ihm damals gelungen, mit den einfachsten Mitteln Funken zu erzeugen, die wiederum das vertrocknete Gras in Brand stecken konnten.
In Ermangelung weiter Hilfsmittel musste er mit den gesammelten Holzstücken und Ästen auskommen. An Gras als Zunder würde es nicht mangeln, aber war das Holz auch trocken und hart genug.
Als Aloisius mit dem ersten Versuch, Feuer zu machen, begann, konnte er kaum noch die Hand vor den Augen erkennen. Bald schon würde die schwarze Nacht über ihm hereinbrechen und sein Unterfangen deutlich erschweren.
Die Erinnerung, die mehr und mehr Gestalt annahm, brachte alte Bilder zum Vorschein. Aloisius suchte unter den Holzstücken eines, das geeignet war, als Feuerbrett zu fungieren. Mit einem spitzen Stein versuchte er, ein Loch in das zum Feuerbrett auserkorene Holzstück zu bohren. Er war erleichtert, dass ihm dies ganz gut gelang. Gleichwohl schürte dieser Umstand seinen Zweifel, ob das Holz des Feuerbrettes nicht doch zu weich war. Er hatte keine Alternative, als es mit diesem auszuprobieren. Kleinere Äste, die er zahlreich gesammelt hatte, brach er so lange entzwei, bis er ein Stück in den Händen hielt, das an einem Ende eine leichte Spitze vorwies.
Die ersten Versuche, durch schnelles Drehen des Holzes in der Kerbe des Feuerbrettes, mit dem Abrieb Glut zu erzeugen, scheiterten kläglich. Schon nach kurzer Zeit begannen die Handflächen, von der für die Hände ungewohnten Betätigung, zu brennen. Es half nichts. Er musste drohende Schwielen an den Händen in Kauf nehmen und es weiter und weiter versuchen. Zwischendurch bohrte sich ein Splint tief in eine seiner Handflächen und ließ in aufschreien.
Längst war es dunkel und Aloisius musste sich ganz auf seinen Tastsinn verlassen. Immer und immer wieder holte er sich jene erfolgreichen Versuche, Feuer auf diese Weise zu machen, ins Gedächtnis.
Fast mechanisch setzte er seine Bemühungen fort, bis er plötzlich etwas Heißes an einer Handkante verspürte. Hastig wendete er das Feuerbrett und klopfte wie wild auf dem Boden, in der Hoffnung, etwas von der entstandenen Glut möge sich lösen und auf das Zundernest fallen. So war es auch. Vorsichtig nahm er nun das Zundernest in beiden Hände und begann vorsichtig zu pusten. Als der erste Rauch aufstieg und ihn husten ließ, wäre er am liebsten vor Freude aufgesprungen. Nun galt es aber in aller Ruhe so lange weiter zu pusten, bis die ersten kleinen Flammen das Zundernest zum Brennen bringen würden.
Als das Feuer schließlich lichterloh brannte, kamen ihm Freudentränen. Die schmerzenden Hände nahm er nicht wahr. Später würde er die Innenflächen seiner Hände mit einem kräftigen Strahl Urin so gut es ging desinfizieren.
Noch lange saß Aloisius vor dem lodernden Feuer, legte Ast um Ast nach. Eine wohlige Wärme erfüllte ihn und vertrieb alle unguten Gedanken, die ihm hie und dort nach dem Verschwinden des Alten gekommen waren. Er war stolz auf sich und verlor keinen Gedanken mehr an den nächsten Tag, der ihn früh genug vor neue Herausforderungen stellen würde.
Das Knistern des Feuers hatte etwas Beruhigendes. Irgendwann sackte er wie ein Ballon, dem langsam die Luft entweicht, in sich zusammen und betrat sogleich die Welt der Träume.