Quindío – Kaffee so weit das Auge reicht

Quindío ist das flächenmäßig kleinste departamento Kolumbiens mit der Hauptstadt Armenia. Die knapp über eine halbe Million Einwohner leben von der Landwirtschaft und vor allem vom Kaffee. Die Anreise ist mit dem Auto mühsam, da zwischen Ibagué und Armenia eine 80 Kilometer lange Passstraße mit endlosen Anstiegen und Abfahrten zu überwinden ist. Der ganze Schwerlastverkehr vom Pazifikhafen Buenaventura, aber auch der Fernverkehr von Medellín und Cali muss den Pass wie ein Nadelör hinter sich lassen. Eine Fahrzeit von gut vier Stunden ist einzuplanen. Manch einer zieht es da doch vor, mit dem Flugzeug nach Armenia direkt zu fliegen. Die Flugzeit von Bogotá dauert gut eine halbe Stunde. Und doch ist es lohnenswert, die Strapazen der Anreise auf sich zu nehmen. Nimmt man südwärts von Bogotá die schönere Strecke über La Mesa bis Girardot so kann man gut auf eine Gesamtfahrzeit von über 10 Stunden für 280 Kilometer kommen. Die Fahrt durch ein beeindruckendes Bergland Kolumbiens entschädigt allemal.

Ist man endlich in der Region um Montenegro, einer kleinen Stadt nordwestlich von Armenia angelangt so kann man Kaffeeplantagen so weit das Auge reicht ausmachen. Überall entdeckt man daneben Bananenstauden, teilweise als Schattenspender zwischen den Kaffeesträuchern.

Will man mehr über den Anbau und die Produktion des Kaffees erfahren, so lohnt eine Fahrt zur Finca Recuca in der Nähe von Armenia. Hier erfährt man innerhalb von einigen kurzweiligen Stunden vieles rund um den Kaffee. Empfangen wird man mit einer typischen Tasse Kaffee mit Panela, natürlich aus einem kleine Emaillebecher. Je nach Gruppe, an der man teilnimmt folgen verschiedene Teile der vierstündigen Besichtigungstour:

  • Kaffeekostung mit Einführung in die Zubereitung eines guten Kaffees
  • Kaffeepflücken
  • Gang über eine Kaffeeplantage mit Vortrag an verschiedenen Stationen rund um die Kaffeeplanze, Herkunft, Zucht und Anbau
  • Vortrag in einem kleinen Vortragsaal mit kleinen Rollenspielen, bei denen die Besucher mit einbezogen werden
  • Kennenlernen der traditionellen Trachten der Kaffeebauern, Verkleidung mit anschließendem Tanz
  • abschließendes Mittagessen mit traditioneller Kost (Bohnen, Reis, Fleisch)

In der Nähe von Armenia liegen wunderschöne Städtchen wie Filandia und Salento. Der alte Baustil beider Städte erinnert sehr an die Kolonialzeit. Vor allem Salento steht mit seinen kleinen Geschäften in nichts einem Touristenmagneten wie Villa de Leyva nach. Im Gegenteil die Fülle an Geschäften übersteigt die von Villa de Leyva bei weitem und am Abend ist das Flanieren durch die kleinen Gassen noch einmal so schön. Übrigens hier gibt es die berüchtigten riesigen hauchdünnen Patacones.

Auf dem Weg nach Salento kann man Halt bei einem urigen Herren machen und wunderbaren zubereiteten Kaffee aus einer wirklich alten Kaffeemaschine trinken. Er ist alter Beatles-Fan und hat allerlei Kunstgewerbliches anzubieten.

Fährt man über Salento hinaus gelangt man nach kurzer Zeit ins Cocora-Tal. Hier wachsen die Palmas de Cera, Quidío-Wachspalmen, jener imposante Nationalbaum, die an einem dünnen Stamm weit in den Himmel ragen.

Einem Fahrzeugtyp begegnet man in Quindío wie selten andernorts: dem Jeep. Er ist nicht nur für die Cafeteros das geliebte Fortbewegungsmittel mit Kultstatus, sondern gleichzeitig das Taxi, wie sonst der Kleinbus.

Quindío bleibt trotz der mühsamen Anfahrt ein wunderschöner Landstrich mit exellentem Kaffee. Ach ja, hier gibt es fast alles aus Kaffee: Plätzchen, Bonbons, Arequipe u.v.m.

Am Schluss noch ein kleiner Filmtyp der besonderen Art. Auf der Suche nach passender Musik fand ich erst den Titel (El cafetal) und dann einen netten Film dazu.