Eine Überraschung ganz anderer Art wurde mir heute beschert, eine Auszeichnung durch den Bürgermeister Valdivias Omar Sabat Guzmàn.
Zunächst verlief der Tag ähnlich erfolglos, d.h. ohne weitere Verkäufe wie an den meisten letzten Tagen. Aus dem möglichen Auftrag für eine Kirchenvase ist scheinbar nichts geworden. Einmal stimmte die Emailadresse, die ich erhalten hatte nicht. So kam mein gestern noch modifiziertes Angebot nicht an. Zum Anderen habe ich heute keine Auftragsbestätigung erhalten. Ich bin wohl mit 30.000 CLP zu teuer. Im Grunde müsste ich für ein solches Werk mindestens das Doppelte nehmen. Der Preis beinhaltet also im Grunde schon eine Teilspende meinerseits. Ich frage mich, welche noch so kleine Kirche sich auf einer Ausstellung mal eben ein Schnäppchenwerk als Prinzipal zulegen will. Gedacht war die Vase immerhin für den Altar uns sollte deutlich größer ausfallen, als die kleinen Vasen, die ich sonst verkaufe.
Am Morgen konnte ich den Beginn eines sonnigen und wieder sommerlichen Tages dazu nutzen, drei weitere Rohlinge zu schleifen: 2 Vasen und eine weitere Skulptur. Und Zeit war heute mich einem langen Tag bis 22:00 Uhr mehr als reichlich vorhanden. So konnte ich diese Werke alle in Ruhe fertigzustellen.
Irgendwann am späteren Nachmittag kam Maria Teresa, die Hauptorganisatorin der Expo vorbei und wollte die bemalte Stammskulptur zu Ausstellungszwecken haben – für einen Anlass, den sie mir jedoch nicht erschloss. Eine Stunde später bat mich eine ihrer Mitarbeiterinnen, sie kurz zu begleiten. Es stellte sich dann heraus, dass einige Aussteller vom Bürgermeister höchst persönlich eine Urkunde ausgehändigt bekommen sollten. Es war also so etwas wie die diesjährige Oskarverleihung der Expo, die uns alle erwartete. Mir wurde eine Urkunde in der Rubrik „Besonders innovativer Unternehmergeist“ überreicht. Dies hat mich sehr gefreut, gerade auch deshalb, weil meine „innovativen“ Werke zumindest als solche bisher gesehen wurden, auch wenn sie am Ende „zu teuer“ sind.
Aber hat Kunst nicht ihren Preis?! Ist das jetzt selbstüberheblich? Mag sein, dass der eine oder die andere dies so sehen wird. Aber sind wir nicht selbst bei einem Werk, das uns besonders anspricht, bereit, vom Preis abzusehen . Ob es letztlich künstlerischen Gehalt hat, was ich mache und ausgestellt habe, sei wirklich dahingestellt.
Jedoch möchte ich nochmals eines hervorheben: Am Anfang meiner Arbeit stand die Faszination für die Materie Holz, nicht irgendeine Überlegung, wie ich das, was ich schaffe, zu Geld machen kann. Und was ich fand, also durchweg alte von der Zeit gezeichnete Stücke Holz, haben mich dazu inspiriert, genau diese Spuren auf meinen Werken sichtbar zu machen und nicht einfach einem optischen Ideal folgend wegzuschleifen. Möglicherweise wären so einige Teile mehr verkauft worden. Und wer sich beim Vorbeigehen an meinem Stand schließlich denkt, dass kann ich auch, der soll es halt machen. Wie jedes Handwerk, es muss erlernt werden und stetig betrieben werden, um es zu verfeinern und zu etwas zu machen, womit man dann an die Öffentlichkeit treten kann. Mehr als ein Jahr liegt es zurück, dass ich das erste Mal mit großem Respekt vor dem technischen Gerät zur Schleifhexe gegriffen habe. So manche Schnittwunde habe ich mir seither zugefügt und Unmengen Staub eingeatmet. Und doch habe ich es nicht lassen können, den Fundstücken immer Neues abzugewinnen. Ein Nebengedanke kommt mir gerade: Manchmal wundert es mich schon, dass in unserer Zeit die Natur von einer Mehrheit so hoch gehalten wird, aber man sich gleichzeitig so sehr zurückhält, genau so ein Stück Natur, mit seinen Spuren versteht sich, ins Haus zu holen. Dann doch eher sauber maschinell hergestellt, oder direkt aus Kunststoff!
Erstes Schleifwerk aus dem Dezember 2016 – Flusswurzel zu einem Stifteständer bearbeitet. Alles noch recht unbeholfen, wenn ich es mal so ausdrücken darf, zumal das Fundstück mehr als alt, jahrelang im Flusswasser lag und zudem dadurch für den Ungeübten sehr hart und schwer zu schleifen war. Daraufhin habe ich mir erst einmal eine kleinere und handlichere Schleifhexe gekauft, mit der ich heute noch arbeite.