Den Weg der Gerechtigkeit

Geschichte zum Sonntag Invokavit am 06.03.2022

La Epifanía von Pfr. Thomas Reppich

Ich trage viele Masken

Voller Vorfreude haben Lupo, der Wolf, und Trixi das Erdhörnchen  auf das diesjährige Karnevalsfest gewartet. Sie haben das letzten Jahres noch in guter Erinnerung. Doch irgendwie ist ihre Vorfreude in der letzten Woche vor dem großen Fest verloren gegangen.

Lupo sieht Trixi ratlos an.

„Was machen wir nun?“

„Ich weiß es auch nicht so recht“, entgegnet Trixi und fährt dann fort:

„Der Unfrieden unter den Menschen hat mir den Spaß an Karneval verdorben.“

„Ich bin ganz deiner Meinung… Und dabei hatten wir dieses Jahr so ein tolles Motto: Ich trage viele Masken.“

„Du sagst es, Lupo. Ich hatte mir eine besonders schöne Maske gebastelt. Sieh her!“

Trixi hält eine bunt leuchtende Maske hoch.

„Wow. Die ist echt spitze. Fast zum Fürchten dieser Tigerkopf.“

„Und was hattest du dir überlegt, Lupo?“ 

„Ach“, antwortet Lupo kleinlaut. „Ich habe mir eine Adler-Maske gemacht. Du weißt doch, ich liebe die Vögel. Gerade jetzt würde ich gerne fliegen können. So könnte jenen, die gerade meinen ein anderes Volk überfallen zu müssen, sagen, wie verrückt sie sind.“

„Prima Idee. Ich kann wirklich nicht verstehen, warum dies sein muss. Es macht doch gar keinen Sinn. Und Menschen sollen auch schon gestorben sein.“

„Ja, das finde ich furchtbar. Man sollte die einfach in ein großes Gefängnis stecken und erklären ‚Nun ist Schluss‘.“

„Wenn dies so einfach wäre, Trixi, dann hätte es sicher schon jemand gemacht.“

Beide schauen sich traurig an.

„Was machen wir nun?“, will Trixi von Lupo wissen.

„Das frage ich mich die ganze Zeit auch schon. Weißt du, ob Karneval dieses Jahr nicht ausfällt?“

„Ich habe Pfarrer Herzlich gefragt. Die Gemeinde organisiert den Karnevalsumzug ja immer mit.“

„Und?“, fragt Lupo nach.

„Er meinte, das wir alle trotzdem kommen sollen. Aus dem Umzug soll eine Demonstration für den Frieden werden.“

„Eine Demonstration? Was ist denn das?“

„Nun, bei einer Demonstration kommen viele zusammen und protestieren gegen etwas.“

„Protestieren?“

„Ja, alle sagen, was ihnen nicht gefällt. Wie jetzt z.B., dass das mit dem Krieg total mies ist.“

„Das finde ich gut. Eine tolle Idee. Ich bin dabei.“

Lupo hält inne. Sein Gesicht wird ganz ernst.

„Was ist los, Lupo?“

„Sag mal, gibt es dann keine leckeren Süßigkeiten, wie im letzten Jahr? Ich glaube, dann habe ich doch keine Lust.“

„Lupo, dass kann doch nicht wahr sein. Da sind Menschen in Not und du denkst an Süßigkeiten?!“

„Entschuldige, aber die waren doch sooooooo lecker. Weißt du nicht mehr?“

„Natürlich erinnere ich mich. Ja, die Bonbons waren lecker.“

Trixi macht eine Pause, so als müsse er sich überlegen, ob er weiterreden will.

„Ich kann dich beruhigen. Es gibt Bonbons. Auch wenn alles anders sein wird.“

„Und was ist mit dem Motto? Was ist mit unseren Masken?“

„Pfarrer Herzlich hat betont, dass wir unsere Masken trotzdem tragen sollen. Nur sollen wir uns noch etwas überlegen, was unserem Prostest Ausdruck gibt.“

„Ich glaube, da habe ich eine Idee“, sagt Lupo.

„Und die wäre? Mir ist noch nichts eingefallen.“

„Nun sieh doch. Einerseits tragen wir unsere Masken und zeigen damit, dass wir manchmal gerne besondere Fähigkeiten hätten.“

„Ja, und?! Rede weiter.“

„Gerne“, entgegnet Lupo. „Dann unterbrich mich doch nicht. Also, wir tragen Masken und gleichzeitig protostieren wir.“

„Protestieren, Lupo.“

„Entschuldige, aber das ist doch wirklich ein komisches Wort.“

„Nun rede schon weiter!“

„Jetzt hast du mich schon wieder unterbrochen… Ich meine, wir können doch während des Umzuges irgendwann unsere Masken abnehmen und zeigen, wer wir sind. Wir brauchen uns doch nicht für unser Protos… ach ja, Protestieren schämen.“

„Ganz und gar nicht. Aber was soll das?“

„Du hast wohl im letzten Relgionsunterricht bei Pfarrer Herzlich nicht aufgepasst?“

„Doch, wieso?“

„Weil Pfarrer Herzlich davon gesprochen hat, Gesicht zu zeigen. Und wie ich ihn verstanden habe, meint er, dass wir uns jetzt nicht verstecken, sondern uns zusammenschließen und zeigen, dass wir gegen den Krieg sind.“

„Tolle Idee Lupo. Dann lass uns gleich zu Pfarrer Herzlich laufen und ihm davon erzählen. Aber warte, ich habe noch eine Idee.“

„Was für eine Idee? Lass uns loslaufen und keine Zeit verlieren.“

„Dafür wird die Zeit noch reichen… Weißt du, auf einer Demonstration haben viele ein Plakat mit, damit alle wissen, worum es geht.“

„Gut. Und du meinst…“

„Ja“, unterbricht Trixi Lupo. „Lass uns schnell noch eines machen.“

„Und was soll darauf stehen?“

„Erinnerst du dich an das Lied, dass wir am Ende des Religionsunterrichtes gesungen haben?“

„Nein!“

„Lass uns den Weg der Gerechtigkeit gehen.“

„Prima, das passt toll zu unserer Demo.“

„Lasst uns den Weg der Gerechtigkeit geh’n. Dein Reich komme, Herr, dein Reich komme.“  

Dies singt Trixi, während beide das Plakat beschriften.